Sechs erlesene Pfeffersorten
Wärme, die von innen kommt
Da steht einem doch der Mund offen: Als das Grab von Pharao Ramses II. entdeckt und geöffnet wurde, staunten die Archäologen nicht schlecht. In der Stirnhöhle des Königs fanden sie doch tatsächlich eine Handvoll Pfefferkörner – und diese stammten nachweislich aus dem Süden Indiens. Es ist schon erstaunlich, wie die antiken Kulturen im alten Ägypten, Griechenland und Rom es in einer Epoche ohne Containerschiffe oder Flugzeuge bewerkstelligen konnten, aus dem fernen Subkontinent Gewürze wie Pfeffer zu importieren. Es konnte ihnen nur deshalb gelingen, weil sich am Indus, in Persien, auf der arabischen Halbinsel und in China schon in vorchristlicher Zeit ein gut funktionierendes Transportnetz für Gold, Edelsteine, Pelze, Seide und eben Gewürze ausgebildet hatte – die legendäre Seidenstraße. Teile der Route führten einerseits entlang der Küsten des Arabischen Meeres, des Persischen Golfs und des Roten Meers, andererseits über Landwege bis hinüber zum Mittelmeer. Es dauerte Monate, bis die Säcke und Amphoren mit heilsamen, würzenden Kostbarkeiten wie Pfeffer zunächst per Schiff und schließlich auf Eseln und Kamelen über Berge und Wüsten zu den Handelszentren der antiken Mittelmeerkulturen gebracht werden konnten.
Kostbar wie Gold
Das ist auch der Grund, weshalb Pfeffer jahrhundertelang so unendlich kostbar war. Jedes einzelne Pfefferkorn wurde damals mit Gold aufgewogen – Pfeffer war die Perle der Gewürze! Wer sich Pfeffer leisten konnte, war im wahrsten Sinne des Wortes fein heraus: Hohe Herrschaften, Fürsten, wohlhabende Kaufmannsfamilien. Nur in Apotheken wurde Pfeffer verkauft, Körnchen für Körnchen – eine Kostbarkeit.
Piperin – der Wärmespender
Was den echten Pfeffer, piper nigrum, so besonders macht, ist seine warme, durchblutungsfördernde, kräftige Schärfe und feine Fruchtigkeit. Die Beeren werden kurz vor der Reife geerntet – dann sind ihre wertvollen Inhaltsstoffe voll ausgebildet. Das ätherische Öl echten Pfeffers enthält den Scharfstoff Piperin. Es regt die Produktion von Enzymen an, die den Gallenfluss fördern und die Leberfunktion unterstützen. Deshalb wirkt sich Piperin positiv auf die Fettverdauung aus – perfekt, wenn man gerade einen guten Braten genießt! Zudem verbessert das Piperin im Pfeffer die Aufnahme wertvoller Inhaltsstoffe aus anderen Gewürzen und Lebensmitteln und verstärkt so ihre positiven Effekte.
Überraschend vielseitig
Im Konzert der Gewürze ist Pfeffer ein richtiger Teamplayer. Er passt sich vielen Aromen an, kann ihr geschmackliches Spektrum unterstützen und ausbalancieren. Nicht nur für festliche Braten, Steaks, Weihnachtsgans & Co. ist er daher der kongeniale Begleiter. Er passt auch zu Süßem, zum Beispiel in Kombination mit Früchten wie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, oder auch: zu Schokolade.
„Pfefferkörner, gut gekaut, helfen gegen Schüttelfrost.“
(Pedanios Dioskurides, Ärzte-Papst der römischen Antike, 1. Jh. n. Chr.)