Thymian - THYMUS VULGARIS

Thymian - THYMUS VULGARIS

August 03, 2020Alfons Schuhbeck

Sagenhafte Geschichten ranken sich um den Thymian. Sein altgriechischer Name „thyrnos" bedeutete „Rauch": Vermutlich sollten Rauchopfer mit dem anmutigen Duft die Götter gnädig stimmen. Thymian gilt als eines der wirksamsten Heilkräuter. Der deutsche Chemiker Caspar Neumann entdeckte im 18. Jahrhundert seinen Wirkstoff Thymol.

Herkunft und Geschichte

Manchmal verändert sich die Bedeutung von Wörtern im Lauf der Geschichte, wie im Kinderspiel „Stille Post": Am Ende kommt etwas völlig anderes heraus. So ist es dem Wort „Thymian" passiert. Aus dem antiken „Rauch" wurde im Mittelalter „Geist, Mut und Lebenskraft". Es heißt, mittelalterliche Ritterkrieger hätten von ihren Herzensfräulein vor der Schlacht einen Thymianstrauß bekommen. Hübscher klingt die Legende aus dem antiken Griechenland: Jemand, „der nach Thymian riecht", war eine anmutige und geistvolle Person. Der Thymian stammt aus dem Mittelmeerraum, den Griechen, Römern und Ägyptern war Thymian wohlbekannt. Man wusste bereits, dass er desinfizierend wirkt. In Ägypten hat man die verstorbenen Pharaonen mit Thymian einbalsamiert.

Verwendung in der Küche

Frischer Gartenthymian duftet warm, honigsüß, ein wenig wie würziger Waldboden mit Moosen und Tannennadeln. Deshalb harmoniert er sehr gut mit Steinpilzen und Pfifferlingen, Wildfleisch und -geflügel, Kaninchen und Wurzelgemüse. Er passt wunderbar zu Linsen, Ziegenkäse, Würsten und Innereien (Leberpastete) sowie Schmorgerichten (wie dem französischen Klassiker Coq au vin). Thymian würzt auch Desserts und Früchte (gegrillte Pfirsiche), vor allem wenn sie mit Honig gesüßt sind. Bei aller Vielfalt sollte man das Kraut mit Bedacht dosieren. Frischer Thymian schmeckt intensiv nach Thymol mit mentholartiger Schärfe, man gibt ihn einige Minuten vor Ende der Garzeit an ein Gericht. Getrockneter Thymian dagegen entfaltet sein Aroma erst bei längerem Erhitzen.

Gesundheitsfördernde Eigenschaften

Die sekundären Pflanzenstoffe des Thymians, allen voran. Thymol und Cineol im ätherischen Öl, wirken desinfizierend, antibakteriell, antiviral, entgiftend und entzündungshemmend. Thymian gilt in der Pflanzenheilkunde als hochwirksam gegen Erkältung. Er stärkt das Immunsystem, unterstützt die Heilung von Entzündungen in Nase, Hals und Bronchien. Er wirkt schleimlösend, durchblutungsfördernd und entkrampfend.

Mein Tipp - Aromatische Zweige

Getrockneter Thymian hat ein stärkeres Aroma. Aber ich verwende ihn am liebsten frisch. Ich lasse einen Zweig kurz vor Ende der Garzeit mitziehen und entferne ihn wieder. Thymian passt zu Lamm, gebratenem Rind-, Kalb- und Schweinefleisch, zu Geflügel und Saucen auf Tomatenbasis. Thynnianbutter zu Fleisch und Fisch: Ich zerlasse Butter und braune Butter in der Pfanne bei milder Hitze, lasse Thymianzweige, Knoblauch- und Ingwerscheiben und Zitronenschale darin ziehen und würze mit Chilipulver.

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